Die Welt online entdecken
 
 

Rhein-Main-Gebiet - Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

aus 978-3-14-100264-5 auf Seite 22 Abb. 1
Diercke Karte Rhein-Main-Gebiet - Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

 
Rhein-Main-Gebiet - Strukturwandel einer Wirtschaftsregion

Die beiden Karten zeigen den Strukturwandel im Ballungsraum der Städte Frankfurt am Main, Offenbach, Mainz und Wiesbaden, die das innere Zentrum des Rhein-Main-Gebietes bilden. Das Rhein-Main-Gebiet, dessen Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, gehört heute zu den wirtschaftsstärksten Regionen Europas. Eine herausragende Stellung nimmt dabei die Finanzmetropole Frankfurt am Main ein (siehe auch Erläuterungen zur Karte 23.2 „Frankfurt – Finanz- und Oberzentrum“).

Wirtschaftliche Entwicklung bis 1950
Die Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes zu einem wichtigen Industrieraum begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Anders als etwa im Ruhrgebiet bildeten im Rhein-Main-Gebiet jedoch keine großen Rohstoffvorkommen die Grundlage der Industrialisierung, sondern vielmehr technische Neuerungen, die dem Bereich des Ingenieurwesens entsprangen. Dabei spielte bereits damals die zentrale und verkehrsgünstige Lage innerhalb von Deutschland und Europa eine entscheidende Rolle.
Zu den Branchen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorantrieben, zählten der Maschinenbau, der Kraftfahrzeugbau (z. B. Adam Opel AG in Rüsselsheim), die Elektrotechnik sowie das Baugewerbe und die chemische Industrie (z. B. Hoechst AG in Frankfurt am Main).
Aufgrund des milden Klimas und guter Bodenverhältnisse wurde in den Tiefebenen des Rhein-Main-Gebietes bereits früh intensiver Ackerbau betrieben. Bis heute ist in der Region zudem der Anbau von Sonderkulturen (Obst, Gemüse) verbreitet; in den sonnenbegünstigten Hanglagen von Main und Rhein finden sich Weinbaugebiete.

Strukturwandel seit den 1980er-Jahren
Im Vergleich zum Ruhrgebiet, wo der Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie in den 1980er-Jahren einen Strukturwandel einleitete, führte im Rhein-Main-Gebiet der Einbruch der gewerblich-industriellen Produktion zu einer wirtschaftlichen Neuausrichtung. Eine Krise erlebte u. a. die traditionell bedeutsame Metall- und Elektrobranche; auch viele Unternehmen der chemischen Industrie verlagerten ihre Hauptsitze weg vom Rhein-Main-Gebiet (z. B. die Hoechst AG). Der Strukturwandel im Rhein-Main-Gebiet zeigt sich vor allem in der wachsenden Bedeutung des Dienstleistungssektors (tertiärer Sektor), der seit den 1980er-Jahren einen enormen Aufschwung erlebt hat. Im Zuge der Globalisierung entwickelte sich das Rhein-Main-Gebiet zu einem wichtigen Knotenpunkt im internationalen Handels- und Bankensektor – mit Frankfurt am Main als Zentrum.

Rhein-Main-Gebiet heute
Das Rhein-Main-Gebiet ist heute ein weltweit vernetzter und international bedeutsamer Wirtschaftsraum, in dem rund 1,8 Millionen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Im Großraum Frankfurt sind – neben Firmen der zentralen Handels- und Finanzwirtschaft – global tätige Dienstleistungsunternehmen aus zahlreichen Branchen ansässig. Schlüsselrollen nehmen dennoch bis heute auch traditionelle Industrien ein, etwa die Chemie- und Pharmaindustrie (z. B. im Industriepark Frankfurt Hoechst), der Kraftfahrzeugbau, der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie. Als Logistikdrehscheibe ist der Flughafen Frankfurt/Main von herausragender Bedeutung. Wiesbaden hat seine Bedeutung als Landeshauptstadt mit zahlreichen Bundesbehörden sowie als Sitz von Versicherungsunternehmen. Rüsselsheim ist nach wie vor Firmensitz des Automobilherstellers Adam Opel AG. Zu den großen Unternehmen, die in Mainz ansässig sind, zählen das Chemieunternehmen Werner & Mertz und die Schott AG, einer der weltgrößten Glasproduzenten.
S. Lemke



Stichworte: Ballungsraum Dienstleistung Dienstleistungssektor Frankfurt Frankfurt am Main Hessen Industrialisierung Industrie Mainz Rhein-Main-Gebiet Rüsselsheim Sonderkultur Strukturwandel tertiärer Sektor Weinbau Wiesbaden Wirtschaftsraum


Kontakt / Impressum | Datenschutzhinweis