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Amöneberg - physisch

aus 978-3-14-100264-5 auf Seite 7 Abb. 4
Diercke Karte Amöneberg - physisch

 
Amöneberg - physisch

Die Kleinstadt Amöneburg liegt in Mittelhessen – rund elf Kilometer östlich von Marburg (vergleiche Karte 14/15 „Physische Karte – nördlicher Teil“, Gradfeld B 3). Ende 2010 zählte der Ort knapp 5 200 Einwohner.
Amöneburg und seine Umgebung bilden ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem aufgrund der landschaftlich reizvollen Lage und vieler historischer Zeugnisse.

Geographie
Amöneburg zeichnet sich durch seine besondere Lage auf einem Berg aus, weshalb die Stadt auch als „Stadt auf dem Berge“ bezeichnet wird. Der Stadtkern erstreckt sich rings um die gleichnamige Burg, die sich in 363 Metern Höhe befindet. Östlich wird der Berg von der Ohm umflossen, die Richtung Nordwesten in die Lahn mündet. Vom keltischen Namen der Ohm („Amana“) leitet sich der Name „Amöneburg“ ab.
Landschaftlich ist die Region dem Amöneburger Becken zuzuordnen – einer fruchtbaren Senke, in deren Zentrum der Berg um etwa 150 Meter herausragt. Das Amöneburger Becken wird begrenzt durch verschiedene Höhenzüge: durch den Burgwald im Nordwesten, die Oberhessische Schwelle im Norden bis Südosten, den Vorderen Vogelsberg im Süden und die Lahnberge im Westen.

Geologie
In geologischer Hinsicht handelt es sich bei dem Berg, auf dem Amöneburg liegt, um eine Basaltkuppe. Entstanden ist die Basaltkuppe als Vulkanschlot vermutlich vor rund acht Millionen Jahren. Sie gilt – zusammen mit weiteren kleineren Vulkanschloten – als ein Ausläufer des Vogelsberges, dem größten zusammenhängenden Vulkangebiet Mitteleuropas.
An der Ostwand des Amöneburg-Berges finden sich noch heute meterlange Basaltsäulen; an der Nordwand gibt es einen Basaltsteinbruch.

Geschichte
Der Ort und die Burg Amöneburg blicken auf eine lange Geschichte zurück. Erste Siedlungsspuren finden sich im 6. Jahrtausend v. Chr.; im 3. Jahrhundert v. Chr. bauten die Kelten auf dem Berg eine befestigte Burg. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Amanaburch“ (Amöneburg) im Jahr 721, als unterhalb der Burganlage ein Kloster und eine neue Kirche errichtet wurden. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde die Amöneburg zu einer größeren Festung ausgebaut. Im 12. Jahrhundert entstand auch die Wenigenburg, die sich südlich der Amöneburg befindet und – wie die Amöneburg – heute eine Ruine ist. Ebenfalls aus der Zeit stammte die Burg Radenhausen im Norden – eine Wasserburg, die später (während des Dreißigjährigen Krieges) komplett zerstört wurde.
In den folgenden Jahrhunderten gehörte Amöneburg zunächst zur Landgrafschaft Thüringen, anschließend zur Landgrafschaft Hessen und schließlich zum Erzbistum Mainz (selbst nach der Niederlage des Erzbistums gegen die Landgrafen im Jahr 1427 blieb Amöneburg dem Mainzer Erzbistum erhalten: als Enklave in hessischem Gebiet). Im Dreißigjährigen Krieg (1618–48) wurde Amöneburg mehrfach erobert.
Ein besonderes Industriedenkmal ist die „Brücker Mühle“ (siehe Karte), in der bereits seit 1248 Getreide gemahlen wird. Bekannt wurde die Mühle durch eine historische Schlacht an der nahegelegenen Ohmbrücke im Jahr 1762 während des Siebenjährigen Krieges (1756–63). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Amöneburg zusammen mit weiteren ehemaligen Mainzer Enklaven zum Fürstentum Fritzlar vereinigt und zählte nun zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. 1866 wurde Hessen-Kassel und damit auch Amöneburg durch Preußen einverleibt und Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land Groß-Hessen gegründet, das 1946 in Hessen umbenannt wurde. Heute gehört Amöneburg zum hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf im Regierungsbezirk Gießen.
S. Lemke

M3: Vom Bild zur physischen Karte

Darstellung der Landhöhen
Das Schrägluftbild (7.2) zeigt die Kleinstadt Amöneburg, wie sie – gelegen auf einem Berg – deutlich sichtbar das Umland überragt. Um die Höhenunterschiede des Reliefs auch in einer physischen Karte sichtbar zu machen, werden Berge, Senken und Täler mithilfe von Höhenlinien, farbigen Höhenschichten, einzelnen Höhenangaben und einer Schummerung dargestellt.
Ein Berg wird zunächst als dreidimensionales Blockbild dargestellt, auf dem Höhenlinien und Höhenschichten eingezeichnet werden (vgl. 7.1 oben). Höhenlinien sind gedachte Linien, die Punkte in gleicher Höhenlage miteinander verbinden. Zwischen den Höhenlinien werden die einzelnen Höhenschichten in unterschiedlichen Farben eingefärbt.
Anschließend erhält der Berg die Schummerung (vgl. 7.1 zweite Abbildung). Als Schummerung (oder Schattendarstellung) bezeichnet man die Erzeugung von Schattierungen an Erhebungen, z. B. Berghängen, damit diese räumlicher (plastischer) wirken.
Werden diese beiden Blockbilder des Berges miteinander kombiniert, erhält der Kartograph eine dreidimensionale Darstellung des Berges mit Höhenlinien, Höhenschichten und Schummerung (vgl. 7.1 dritte Abbildung). Die höchsten Punkte einer Region werden zudem durch genaue Höhenangaben markiert. Die Geländehöhen lassen sich in der späteren Karte durch die farbigen Höhenschichten eindeutig zuordnen.
Für die Darstellung des Berges in der Karte wird die Blockbild-Darstellung schließlich verebnet (vgl. 7.1 unten). Durch die Verwendung von Höhenlinien und Höhenschichten sind die Höhe und Steilheit des Berges weiterhin erkennbar. Folgen viele schmale Höhenschichten aufeinander, ist der Berg (oder auch eine Küste) sehr steil. Sind die einzelnen Höhenschichten jedoch sehr breit, steigt die Höhe nur sanft an, das Relief ist eher flach.

Die physische Karte
Durch die eingezeichneten Höhenlinien, Höhenschichten, die Schummerung und einzelne Höhenangaben sind die Höhenunterschiede der Landschaft sehr plastisch und dadurch gut erkennbar. Zur Erklärung der Landhöhen dient meistens das Blockbild in der Legende der Karte. In der Regel werden geringe Höhen zwischen 0 und 200 Metern in Grüntönen dargestellt. Ab einer Höhe von 200 Metern (im Kartenbeispiel ab 220 Metern) erscheinen Landschaften und Berge in Brauntönen von Ocker bis Dunkelbraun. Je höher eine Landschaft oder ein Berg liegen, desto dunkler ist der Braunton in der Karte.
Um eine vollständige physische Karte von einer Region zu erstellen, werden neben den Landhöhen auch Verkehrswege, Gewässer und Siedlungsflächen berücksichtigt. Hierzu dienen auch Senkrechtluftbilder (7.3). Zwar kann nicht jede Einzelheit der Landschaft in der Karte aufgenommen werden. Auch ist die Bodenbedeckung (z. B. Wald und Wiesen) nicht Bestandteil einer physischen Karte. Dennoch finden sich wichtige Inhalte aus dem Luftbild in der physischen Karte (7.4) wieder, etwa die Amöneburg (Burgruine) mit der Burgmauer sowie die Kirche.
M. Schneider, S. Lemke



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