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Nördlicher Oberrheingraben vor 15000 Jahren

aus 978-3-14-100264-5 auf Seite 25 Abb. 2
Diercke Karte Nördlicher Oberrheingraben vor 15000 Jahren

 
Nördlicher Oberrheingraben vor 15000 Jahren

Die Karte zeigt die Landschaft am nördlichen Oberrhein vor 15 000 Jahren im Gebiet des heutigen Hessischen Ried an der Grenze zu Rheinland-Pfalz (siehe Verortung in der Karte 24.1 „Tourismus und Naturschutz“). Der nördliche Oberrheingraben ist ein Teil der Oberrheinischen Tiefebene, die sich über insgesamt etwa 300 Kilometer Länge zwischen den Städten Basel (in der Schweiz), Mainz und Frankfurt am Main erstreckt. Der Oberrhein selbst verläuft etwa zwischen der Untermain-Ebene im Norden und der Offenburger Rheinebene (in Baden-Württemberg) im Süden.

Entstehung des Oberrheingrabens
In geologischer Hinsicht handelt es sich beim Oberrheingraben um einen Grabenbruch, der bis tief in die Erdkruste reicht. Die Entstehung des Grabens begann im Tertiär vor rund 35 Millionen Jahren durch Bewegungen der Erdkruste. Die Erdkruste, die unter dem Oberrheingraben relativ dünn ist, wurde durch Aufwölbung von Mantelmaterial gedehnt und auseinandergezerrt. Dies führte zur Absenkung der Erdoberfläche im Bereich des heutigen Oberrheingrabens, während die Randgebiete (u. a. Taunus und Odenwald) zu Grabenschultern herausgehoben wurden. Obwohl sich der Graben mehrere Kilometer tief eingesenkt hat und die Randgebiete um mehrere Kilometer angehoben wurden, ist kein tiefer Canyon entstanden. Die Höhenunterschiede wurden mehr oder weniger dadurch ausgeglichen, dass der Graben durch Nachrutschen benachbarter Gesteinsschollen sowie durch Ablagerung von Flusssedimenten (über den Rhein und seine Nebenflüsse) aufgefüllt und gleichzeitig die randlichen Gebirge stark abgetragen wurden. So ähnelt der Oberrheingraben eher einer riesigen Wanne. Die Absenkung des Grabens dauert immer noch an.

Situation vor 15 000 Jahren – Flussmäander und Siedlungsspuren
Da der Oberrheingraben durch die fortwährende Ablagerung von Flusssedimenten eine relativ glatte Ebene aufweist und zudem nur ein geringes Gefälle, konnten sich zahlreiche Mäander bilden. Insbesondere im Bereich des nördlichen Oberrheingrabens durchfloss der heutige Rhein die Niederung in weit ausholenden, oft kilometerweiten Schlingen, wobei sich das Flussbett ständig verlagerte. Die gesamte Talaue war von regelmäßigen Überschwemmungen betroffen und von ausgedehnte Feuchtwiesen und Sümpfen geprägt.
In den – zwischen Feuchtwiesen und Sümpfen gelegenen – Offenlandschaften siedelten vor 15 000 Jahren bereits Menschen im Gebiet des Nördlichen Oberrheins. Im heutigen Nierstein (vgl. oberer linker Kartenrand), wie auch in anderen Orten der Region, belegen verschiedene Siedlungsfunde, dass Menschen bereits seit tausenden Jahren dort gelebt haben. Das auf der linken Rheinseite (außerhalb des Kartenausschnitts) anschließende Gebiet des heutigen Rheinhessen (Rheinland-Pfalz) soll bereits vor 500 000 Jahren von Menschen besiedelt worden sein.

Entstehung von Mäandern und Altarmen
Mäander (Flussschlingen) bilden sich häufig dort aus, wo ein Fluss durch flaches Gelände fließt. Bei der Entstehung von Mäandern sind die Art der Wasserzirkulation und die mitgeführte Sedimentfracht eines Flusses von Bedeutung. Letztlich werden Sedimente des Flussbodens vom kurvenäußeren Ufer (Prallhang) ans kurveninnere Ufer (Gleithang) transportiert und die Kurven dadurch immer mehr erweitert. Dieser Prozess kann dazu führen, dass sich zwei benachbarte Schlingen mit der Zeit berühren. Sobald dies geschieht, nutzt das Wasser die entstandene Abkürzung; wird die alte Schlinge vom Hauptstrom abgeschnitten und nicht mehr durchströmt, entwickelt sie sich zu einem Altarm, der oftmals verlandet.
S. Lemke



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